Foto: Jens Schierenbeck Studio Gleis 11
Am sechsten Spieltag der 1. Handball Bundesliga kam es am Sonntag den 18.10.2020 in der Buchholzer NordHeideHalle zum Duell der HL Buchholz 08-Rosengarten gegen die HSG Blomberg-Lippe aus Nordrhein-Westfalen. In einer spannenden Partie siegten die Gäste, die bereits in der ersten Halbzeit mit acht Toren geführt hatten, denkbar knapp mit 26:27.
Die Luchse, die ohne die angeschlagene Marleen Kadenbach antreten mussten, zeigten einen unglaublichen Kampfgeist und hätten sicherlich einen Punkt verdient gehabt. So verbleiben die Norddeutschen mit 2:10 Punkten auf dem 14. Platz, während die Gäste mit dem doppelten Punktgewinn mit 8:4 Zählern auf den vierten Platz der aktuellen Tabelle kletterten. Für die HSG war Malina-Marie Michalczik mit zehn Toren die erfolgreichste Schützin, während sich bei den Luchsen Evelyn Schulz mit fünf Treffern auszeichnen konnte.
Die Gäste eröffneten den Torreigen im Luchsbau nach zwei Minuten durch einen von Marie-Malina Michalczik verwandelten Strafwurf, dem postwendend der Ausgleich durch Louise Cronstedt folgte. Zu diesem Zeitpunkt konnte niemand ahnen, dass ihr Treffer der einzige Gleichstand des gesamten Spiels sein würde. Die schläfrige und langsame 6-0 Deckung der Heimmannschaft ermöglichte den Westfälinnen in der Folgezeit schnelle und einfache Tore, da das Rückzugverhalten der Luchse viel zu behäbig war. Beim Stande von 2:6 nahm Dubravko Prelcec seine erste Auszeit, um seine Mannschaft neu einzustellen. Zoe Ludwig löste Mareike Vogel im Tor ab und die Deckung wurde auf 3-2-1 umgestellt. All seine Maßnahmen fruchteten zunächst nicht, denn die HSG konnte ihre Führung bis zur 12. Minute durch Lisa Rajes auf 3:9 ausbauen. Die Luchse kämpften verbissen, um nicht frühzeitig den Anschluss zu verlieren und durch Tore von Julia Herbst und Fatos Kücükyildiz gelang es der Heimmannschaft den Abstand zum Gegners auf vier Tore zu reduzieren. Aber die überragende Torhüterin Melanie Veith vereitelte hochkarätige Chancen der Norddeutschen, so dass die HSG bis zur 20. Spielminute durch Ndidi Agwunedu auf 7:15 enteilen konnten. In dieser Phase des Spiels mussten alle mit einem Debakel rechnen, denn die groß aufspielende HSG Blomberg-Lippe bestrafte jeden Fehler der bis dahin überforderten Luchse gnadenlos. Aber nach einer erneuten Auszeit vom Luchse-Trainer änderte sich das Geschehen auf der Platte, langsam aber stetig. Zoe Ludwig im Tor steigerte sich und wurde zum Faktor. Wie so oft beim Handball, wenn eine Mannschaft so deutlich füht, lässt die Konzentration nach und durch die Kampfkraft der Norddeutschen kamen sie wieder ins Spiel. Die Körpersprache ändert sich, das Publikum puscht die eigene Mannschaft nach vorne. Bis zur 25. Minute führten die Gäste immer noch klar mit 10:17, aber die Luchse hielten dagegen. In den letzten vier Minuten gelang den HL Buchholz 08-Rosengarten ein kaum für möglich gehaltener 5:0 Lauf zum Halbzeitstand von 15:17. Maj Nielsen hatte dabei noch Pech mit einem Pfostentreffer.
Die zweite Halbzeit versprach eine spannende Partie auf Augenhöhe zu werden und so entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Die Heimmannschaft versuchte den Abstand zu verkürzen, aber die Gäste zogen immer wieder mit zwei Toren Vorsprung davon. Es dauerte bis zur 41. Minute, dass die HSG aufgrund von Zeitstrafen der Luchse wieder mit vier Toren in Front lag und als Myrthe Schoenaker zum 18:23 erfolgreich war, schienen die Westfälinnen sich endgültig abzusetzen. Dubravko Prelcec nahm seine letzte Auszeit und seine Ansprache zeigte Wirkung , denn bis zur 50. Minute konnte Spielmacherin Kim Berndt wieder auf 23:25 verkürzen. Danach erhöhte Ann Kynast wieder für die HSG und die Luchse vergaben ihren einzige Siebenmeter in dieser umkämpften Partie. Als Laura Ruffieux dann drei Minuten vor Ende des Spiels das 23:27 gelang, befanden sich die Gäste endgültig auf der Siegerstraße. Aber erneut zeigten die Luchse eine bewunderungswürdige Moral und durch Tore von Fatos Kücükyildiz (2) und Evelyn Schulz waren die Norddeutschen 60 Sekunden vor Schluss wieder in Schlagdistanz und versuchten durch kurze Deckung das verdiente Remis zu erzwingen. Aber erst Sekunden vor Schluss kamen sie noch einmal in Ballbesitz und der abschließende Wurf wurde von der HSG Deckung geblockt. Die HSG Blomberg-Lippe hatte die Partie glücklich mit 26:27 für sich entschieden.
Das war eine unnötige Niederlage der HL Buchholz 08-Rosengarten, denn in dem Bestreben Strafwürfe zu vermeiden agierte die 6-0 Abwehr der Luchse viel zu zaghaft und ließ dem Gegner viel zu viel Raum. In den ersten 20 Minuten war das Rückzugsverhalten des Teams sehr schwach, so dass die Gäste immer wieder zu leichten Toren kamen. Aber über den Kampf und eine verbesserte 3-2-1 Abwehr kamen die Luchse zurück ins Spiel und zeigten dann eine tolle Moral. Die Zuschauer in der NordHeideHalle brauchten ihr Kommen wahrlich nicht bereuen, denn sie sahen ein Spiel auf Augenhöhe mit Höhen und Tiefen beider Mannschaften. „Das Lob meines Kollegen Steffen Birkner tut zwar gut, aber trotzdem bin ich enttäuscht, dass wir uns selber nicht belohnen konnten. Aber es hat unglaublich viel Kraft gekostet immer wieder den Vorsprung der HSG aufholen zu müssen. In entscheidenden Situationen verfügst du dann nicht mehr über die notwendige Konzentration, um deine Chance zu nutzen. Aufgrund unseres dezimierten Kaders konnte ich nicht so oft wechseln wie ich es gerne getan hätte, aber mit der Leistung meiner Mannschaft in den letzten 40 Minuten bin ich sehr zufrieden. Wenn wir uns in den nächsten Spielen weiter steigern und mutig spielen, werden wir bestimmt auch die Ergebnisse erreichen, die wir zum Klassenerhalt brauchen.“, erklärt Dubravko Prelcec, der Trainer der HL Buchholz 08-Rosengarten.
Bei diesem ausgeglichenen Spiel zeigte sich auch, welch wichtiger Faktor die Leistungen der Torhüterinnen sind. Melanie Veith zeigte in 60 Minuten 14 Paraden und war sicherlich zusammen mit Malina-Marie Michalczik der entscheidende Faktor für den Sieg der HSG. Aber bei den Luchsen überzeugte auch die junge Zoe Ludwig, die 48 Minuten im Tor stand, elf Bälle parieren konnte und ihr bisher bestes Spiel machte. Für die Zukunft ist zu hoffen, dass bald wieder der gesamte Kader einsatzbereit ist, um die Führungsspielerinnen mehr zu entlasten.
Matthias Steinkamp vom Luchse-Trainer-Team fasst die Ereignisse aus seiner Sicht noch einmal zusammen: „Nach intensiven 60 Minuten konnten wir uns trotz Leistungssteigerung am Ende nicht mit Punkten belohnen. Wir brauchten 22 Minuten, um über den Kampf ins Spiel zu finden. Unsere 3:2:1-Abwehr funktionierte mit einer gut aufgelegten Zoe Ludwig im Tor. Am Ende fehlte nicht viel, um Punkte gegen ein Team aus dem oberen Drittel der Tabelle zu holen. Unsere Entwicklung geht in die richtige Richtung und ich bin optimistisch, dass wir bald auch wieder Erfolge bejubeln werden.“
Luchse: Vogel, Ludwig, Löbig, Cronstedt (4), Schulz (5), Nielsen, Lamp (3), Berndt (4), Geist (2), Axmann, Hauf (2), Herbst (2), Kücükyildiz (4)
HSG: Andresen, Veith, Rüffieux (3), Kynast (3), Jongenelen, Rajes (5), Schoenacker (3), Wenzel, Kordovska, Agwunedu (3), Reiche, van Wingerden, Franz, Hartstock, Michalczik (10/4), Murer


